«Die Forschung muss den Pflegekindern zugutekommen»

Im Rahmen der Dialoggruppe Wissenschaft begrüsste die Palatin-Stiftung am 1. November 2022 Vertreterinnen und Vertreter aus der Forschung auf dem ZHAW Campus im Zürcher Toni Areal. Der lebendige Austausch gab der Forschungsgruppe die Möglichkeit, ihre Zwischenergebnisse zu spiegeln und wichtige Inputs für die letzte Schlussphase der Studien zu erhalten.

Der emeritierte Professor Klaus Wolf von der Universität Siegen eröffnete die Dialogveranstaltung mit Reflexionen zum Projekt der Palatin Stiftung. Ganz zu Beginn habe er sich die Frage gestellt, ob die Stiftung mit dem Projekt einen Beitrag zur internationalen Forschung leisten, oder aber konkrete Projekte fördern wolle, die die Bedingungen der Pflegekinder tatsächlich verbessern. Für die Stiftung war klar: das Projekt soll beides leisten. Die Forschung muss hier Instrument für die Praxis sein. Wolfs Plädoyer für die wissenschaftliche Arbeit lautet daher: «Forschung muss nicht nur wahr sein, sondern Forschung muss nützlich sein.»

Wie kann die Bedeutung von Partizipation in der Forschung erschlossen werden?

Nach dieser Einleitung in den Nachmittag geht das Wort an Professor Stefan Köngeter von der Ostschweizer Fachhochschule St. Gallen. Dieser vermittelte den Zuhörerenden einen Einblick in die laufende Studie zur Partizipation von Pflegekindern mittels Agency-Analyse. Ziel ist es, die Erfahrungen von Handlungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen zu rekonstruieren, und ihre Bedeutung für die Partizipation zu erschliessen.

Dr. Anette Cina von der Universität Fribourg erzählt von den ersten Erkenntnissen aus den qualitativen Interviews mit den Pflegekindern. Dabei zeigte sie, dass es eine grosse Herausforderung ist, Pflegekinder in wissenschaftlichen Befragungen zu erreichen. Die Anzahl der befragten Pflegekinder blieb bis dahin weit hinter den Erwartungen.

Wie wird über die Begleitung von Pflegeverhältnissen geforscht?

Nach einer kurzen Kaffeepause berichtete das zweisprachige Forschungsteam der Studie «Gute Begleitung von Pflegekindern» zur Rolle von «Gatekeepern» im Pflegekinderumfeld als eine mögliche Erklärung für den herausfordernden Feldzugang. Auch dieser Präsentation folgte eine angeregte Diskussion mit den Gästen. Der multiperspektivische Ansatz, den das Team verfolgt, ist dabei auf grosses Interesse gestossen. Er wird der Tatsache gerecht, dass Pflegeverhältnisse komplexe Systeme sind mit vielen Beteiligten, die mit ihrer je eigenen Sicht auf das Geschehen prägen.

Welches sind die Rahmenbedingungen von Pflegekinderverhältnissen in der föderalen Schweiz?

Das dritte Forschungsteam hat dazu eingeladen, die Familienpflege aus der Vogelperspektive zu betrachten. Welches sind die Strukturmerkmale der kantonalen Pflegekindersysteme? Welche Unterschiede gibt es und wie wirken sich diese aus? Professorin Anna Maria Colombo von der HETS FR und Professorin Angela Rein von der FHNW präsentieren das Bild auf eine vielfältige Landschaft: Die Kantone organisieren den Pflegefamilienbereich in unterschiedlicher Weise. Mittels Kategorien lässt sich eine erste Typologie erkennen, die noch weiterbearbeitet werden soll. Auch diese Forschungsgruppe konnte wertvolle Rückmeldungen aus der kritischen Diskussion mitnehmen für die Weiterarbeit.

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