Die Planung ist abgeschlossen – Wie geht es weiter?
Im Jahr 2020 startet das Projekt „Pflegekinder – next generation“ mit den Ausschreibungen zu den Forschungsprojekten. Hierfür wird im Hintergrund seit Monaten alles vorbereitet, erzählt Projektleiterin Judith Bühler im Interview.
Judith Bühler, was braucht es, damit ein nationales Forschungsprojekt zum Fliegen kommt?
Vor allem viel Zeit für den Aufbau und für die konzeptionelle Arbeit. PACH, INTEGRAS und die Palatin Stiftung sind denn auch seit Monaten daran, die notwendigen Strukturen für das Projekt zu schaffen. Dies mit Erfolg: Wir konnten so eine hochkarätige Projektgruppe «Forschung & Entwicklung» zusammenstellen. Die Webseite als Informationsplattform steht, und die Kommunikation mit der Praxis und der Wissenschaft funktioniert. Dies zeigte sich an unserer Tagung, an welcher wir unser Projekt erstmals einem grossen Fachpublikum vorgestellt haben.
Was waren die Reaktionen aus der Fachwelt?
Durchwegs positiv! Die Tagung machte nochmals deutlich, wie unterschiedlich heute die Pflegekinderhilfe in den verschiedenen Kantonen organisiert ist. Diese regionale Vielfältigkeit kann aus föderalistischer Sicht in vielen Bereichen sinnvoll sein. Gleichzeitig gibt es aus fachlicher Sicht aber den Wunsch nach fachlichen guidelines für die ganze Schweiz. Vor diesem Hintergrund betonten denn auch die Teilnehmenden, wie wichtig unser Projekt ist, das die Bedingungen, unter denen Pflegekinder in der Schweiz aufwachsen, nochmals verbessern will.
Die Ergebnisse der Forschungsprojekte sollen Grundlage dieser Verbesserungen sein. Wie gehen Sie vor, damit zu den «richtigen» Inhalten geforscht wird?
INTEGRAS und PACH verfeinern derzeit die Forschungsbestandsanalyse. Diese wird aufzeigen, wo es Lücken gibt. Dabei geht es uns nicht nur um die Forschung in der Schweiz, sondern auch um diejenige im nahen Ausland. Ein Mitbericht von Professor Wolf und die Expertise der anderen Persönlichkeiten der Projektgruppe «Forschung & Entwicklung» werden diese Analyse ergänzen. Schliesslich wollen wir auch die Erkenntnisse von sogenannten «Dialoggruppen» gewichten, damit wir ein möglichst umfassendes Bild erhalten. Die Forschungsprojekte sollen später einen praktischen Nutzen haben.
Wie arbeiten diese Dialoggruppen konkret?
Wie es der Name sagt, wollen wir im Dialogmit den Betroffenen erfahren, welche Erfahrungen sie gemacht haben und wo sie die Notwendigkeit von Verbesserungen sehen. Im ganzen Land suchen wir nach Antworten, angeleitet durch die PACH in der Deutschschweiz und INTEGRAS in der lateinischen Schweiz. Wir wollen die Betroffenen in einem partizipativen Prozess von Beginn an mitnehmen. Eine erste solche Gruppe – bestehend aus– Herkunftseltern – hat sich erstmals Ende Januar getroffen. Erste Dialoggruppen mit Pflegekindern und ehemaligen Pflegekindern sowie mit Pflegefamilien starten im Februar und März.
Im Sommer dann soll es zu den ersten Ausschreibungen kommen?
Korrekt. Nach der umfassenden Analyse zum Forschungsstand und den Wissensinteressen der Praxis wird eine grosse Ausschreibung zu den Forschungsprojekten lanciert. In welchen Bereichen geforscht werden soll, bestimmt letztlich die Projektgruppe. Klar ist einzig, dass wir uns entlang von vier Themenfeldern bewegen, wobei beispielsweise «Rechte und Rolle der Pflegekinder» ein solches Grundthema ist.
Gibt es wegen der Corona-Pandemie keine Verzögerung bei den Ausschreibungen oder anderen Bereichen?
Nein, das wollen wir – wenn immer möglich – verhindern. Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, dass die Forschung weitergeht und nicht zum Stillstand kommt. Die Ausschreibungen werden auf jeden Fall im Sommer durchgeführt und auch die nächste Dialoggruppe für die DAFs, die Fachpersonen der Dienstleistungsangebote in der Familienpflege, findet wie geplant im Herbst statt.
Wie werden die Forschenden von der Ausschreibung erfahren?
Massgebende Institutionen, die sich mit den Themenfeldern des Projektes auseinandersetzen, werden von uns direkt angeschrieben. Dabei ist klar, dass wir alle Landesregionen berücksichtigen und einbinden wollen. Wer tatsächlich die Lebenssituation von Pflegekindern in der Schweiz verbessern will, muss den Rösti- und so viele andere Gräben überwinden.